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VIII Woche im Jahreskreis – Samstag

Der Kompromiss zwischen Dienst und Vorrechte

Sie kamen wieder nach Jerusalem. Als er im Tempel umherging, kamen die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und die Ältesten zu ihm und fragten ihn: Mit welchem Recht tust du das alles? Wer hat dir die Vollmacht gegeben, das zu tun? Jesus sagte zu ihnen: Zuerst will ich euch eine Frage vorlegen. Antwortet mir, dann werde ich euch sagen, mit welchem Recht ich das tue. Stammte die Taufe des Johannes vom Himmel oder von den Menschen? Antwortet mir! Da überlegten sie und sagten zueinander: Wenn wir antworten: Vom Himmel!, so wird er sagen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt? Sollen wir also antworten: Von den Menschen? Sie fürchteten sich aber vor den Leuten; denn alle glaubten, dass Johannes wirklich ein Prophet war. Darum antworteten sie Jesus: Wir wissen es nicht. Jesus erwiderte: Dann sage auch ich euch nicht, mit welchem Recht ich das alles tue. Mk 11,27-33

Im Text des Evangeliums von gestern haben wir über die Episode der Verwünschung der Feige nachgedacht, die später trocken wurde. Mit jenem Ereignis verbunden erzählt das Evangelium von Markus die Episode der Vertreibung der Händler aus dem Temper hinaus von Jesus: „Jesus ging in den Tempel und begann, die Händler und Käufer aus dem Tempel hinauszutreiben: er stieß die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler um“ (Mk 11, 15). Die Annäherung der zwei Episoden ist nicht zufällig: Für den, wer sie lesen kann, bedeutet sie, dass auch der Tempel wird dasselbe Ende der Feige erleiden, denn seine Besucher haben nicht die Früchte gebracht, die Gott von ihnen erwartete. Im Evangelium von heute nähern sich die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und die Ältesten (die zusammen mit den Pharisäern die Prominenzen der jüdischen Zivilisation repräsentieren) Jesus an, während er noch im Tempel umgeht. Indem sie sich auf die Vertreibung der Händler beziehen, sagen sie ihm: „Mit welchem Recht tust du das alles?“.

Das ist eine eigennützige Frage, denn jene Prominenzen sehen ihren Stand von Vorrecht von einem gedroht, der jede Macht niederschlägt, denn er erklärt, „der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen“ (Mk 10, 45); das ist ihnen inakzeptabel. Diese sind die Gründe, die die Szene des Evangeliums von heute verursachen, in der Jesus sich weigert, die Fragen, die ihm gestellt werden, zu beantworten. Er tut so, nicht weil er nicht kann, sondern weil es keinen Dialog zwischen denen, die wirken, um zu dienen, und denen, die so nur tun, um ihre Vorrechte zu halten, geben kann. Der einzige Begegnungspunkt könnte der Kompromiss sein, der für Jesus immer inakzeptabel gewesen ist. Dieselbe Sache geschieht heute denen, die mit echtem Dienstgeist versuchen, in die Politik oder andere Bereiche einzutreten. Fast immer ist die politische Tätigkeit gut nur für diejenigen, die den Kompromiss zwischen „Dienst“ und „Vorrechte“ annehmen können. Wir wissen etwas darüber.

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