DEFL057

II Woche der Fastenzeit – Samstag

Größe und Mittelmäßigkeit  

Weiter sagte Jesus: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. …. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen …. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, …. Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. …. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern. Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. ….. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: …. Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, …. da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Lk 15,11-13.17-32

Zwei Personen rivalisieren in dieser Parabel um ihre Größe: der Vater und der verlorene Sohn. Der Erste zeigt uns, was Barmherzigkeit ist, der Zweite, was Reue ist. Neben ihnen begegnen wir auch die Kleinlichkeit der ältere Bruder, eines jener guten Menschen, die im Leben keine große Fehler machen. Nicht dank ihrer Güte, aber dank ihrer Mittelmäßigkeit. Oft sind diese untadelige Menschen das echte Hindernis für die Ausübung der Barmherzigkeit und der Reue, Grundgefühle für die Familie, die Kirche und die Gesellschaft. Barmherzigkeit und Kleinlichkeit bleiben aber nicht in verschiedenen Menschen, leider bleiben sie beide in uns selbst, denn wir sind alle aus Größe und Mittelmäßigkeit gemacht. Gib uns, Herr, die Fähigkeit, an diese unsere Wirklichkeit nachzudenken. Und gib uns, in der Barmherzigkeit zu wachsen, indem wir demjenigen, der die Talente austeilt und der alles von uns weiß, auch wie viele Haare auf dem Kopf wir haben, den Urteil lassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert