2 Januar
Die Veranlagung zum Missionar
Dies ist das Zeugnis des Johannes: Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du?, bekannte er und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Messias. Sie fragten ihn: Was bist du dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein. Da fragten sie ihn: Wer bist du? …. Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst? Er sagte: Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat. Unter den Abgesandten waren auch Pharisäer. Sie fragten Johannes: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Messias bist, nicht Elija und nicht der Prophet? Er antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt und der nach mir kommt; ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Joh 1,19-27
Diese Passage des Evangeliums, die nur zu Johannes dem Täufer in Beziehung scheint, ist tatsächlich als die magna charta jedes Missionars, jedes Gläubigen und sogar derselben Kirche zu betrachten. Die Kirche ist geboren, um zu evangelisieren; wenn sie nicht evangelisiert, ist sie keine Kirche. Und jeder Christ, der sich nicht Missionar fühlt, ist ein Stubenhocker Christ. So sollten die Sachen angesichts des Auftrags gehen: „Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur“ (Mk 16, 15).
Leider fühlen wir nicht die Notwendigkeit des Auftrags der Evangelisierung heute, und dieselbe Kirche scheint, einen Stellungskrieg zu kämpfen, anstatt sich in die Mission zu stürzen. Man sucht mehr einen Dialog als eine echte Meldung der „gute Nachricht“. Die Mission wird immer mehr wie einen Kampf gegen die gesellschaftliche Ungerechtigkeiten als die Meldung der gesamte Heilung des Menschen interpretiert. Wenn der Auftrag stattdessen voll und mutig erlebt wird, befinden wir uns vor der Macht der Gnade, die ihm begleitet: Der Herr macht Wunder mit einfachen Leuten, wie Mutter Teresa. Der Missionar ist außerdem vielen Versuchungen unterworfen: die erste ist die Tatsache, dass die Welt dazu neigt, die für Gottes Gnade bemerkenswert gewordenen Menschen zu lebenden Mythen umzuwandeln. Man nimmt kaum auf, dass ein Mensch nicht direkt glänzen kann: man denkt lieber, dass jedes Verdienst dem Menschen zugeschrieben wird, so dass er zu einem Idol umgewandelt wird. Es entsteht jetzt die zweite Versuchung: Der Missionar läuft die Gefahr daran zu glauben, dass was er getan hat, das sein Verdienst und nicht Gottes sei. Er wird endlich Zeuge für sich selbst, indem er vergisst, dass es Gott ist, der sendet, der den Geist gibt und der kleinen Menschen Wunder verwirklichen lässt. Am Ende ist das Ergebnis die Nutzung der Mission zu seinem eigenen Vorteil: Sekten und manchmal auch eigene Vermögen entstehen so. Das ist die Versuchung, wogegen Johannes der Täufer heute kämpft: „Was bist du dann?… Ich bin [der Christus] nicht“, „Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft“. Das ist, was ein Missionar ist: eine Stimme, ein Instrument, das der Heilige Geist spielt.