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XII Woche im Jahreskreis – Montag

Warum wir nicht verurteilen müssen

Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! – und dabei steckt in deinem Auge ein Balken? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen. Mt 7,1-5

Der Grund dazu, dass wir den Splitter im Auge unseres Bruder nicht herausziehen können, ist, dass wir nicht dazu fähig sind, es zu tun, denn der Balken in unserem Auge behindert uns, gut genug zu sehen. Klar gesagt: Unsere Sünde behindert uns, über die Sünde der anderen mit Gerechtigkeit zu urteilen. Das ist mehr als eine Meinung: Es ist die Lehre, die wir alle brauchen. Die Sünde trübt unseren Verstand und behindert uns, tief und richtig Menschen und Lagen zu verstehen. Man kann nicht die Sünde unseres Bruders sehen und verstehen, wenn wir nicht so in Gemeinschaft mit ihm sind, dass wir die Gründe dazu kennen: Die bekommenen Talente und Erziehung, die Gemütsverfassung, den Stand seines Glaubens, die Lagen und seine Bedürfnisse. Diese Gemeinschaft wird aber von unserer und seiner Sünde behindert. Am Anfang der Zeit, nach dem Fall Adams und Evas, „gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz“ (Gen 3, 7). Unsere Sünde unterbricht die Gemeinschaft mit Gott und so auch mit den Brüdern und behindert uns, die Lagen zu kennen, die ihre Sünde verursacht haben. Auch der Verstand, den Gott schuf, damit wir in Gemeinschaft mit ihm sind, wird erleuchtet, nur wenn wir mit ihm in Gemeinschaft bleiben. Außerdem verstehen wir falsch, denn die Sünde, die wir oft in den anderen sehen, ist nichts anders al unsere Spiegelung in ihnen: Der Dieb betrachtet alle als Diebe, der Egoist betrachtet alle als Egoisten, und der Lügner alle als Lügner. Und die Sünde behindert uns, das Böse in uns zu sehen, oder sie lässt uns es unterbewerten. Die Nicht-Gemeinschaft mit Gott, das in den anderen unsere Sünde Sehen und die Neigung, die Sünde nicht als Sünde zu betrachten, sind der Balken, der – wie heute der Herr sagt – uns behindert, zu sehen und den Splitter im Auge unseres Brüder herauszuziehen.

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