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III Woche im Advent – Dienstag

Von der Barmherzigkeit des Herrn gerettet 

Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, das sage ich euch: Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr. Denn Johannes ist gekommen, um euch den Weg der Gerechtigkeit zu zeigen, und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt. Mt 21,31-32

Das habe ich letzte Nacht geträumt. Ich war im Wartsaal des Himmelreichs und sprach mit einem Bischof und einem Theologen, die neben mir saßen. Auf einmal traten drei ein wenig anstößige farbige Frauen mit Pfennigabsätzen und roten Miniröcken, die sich beiseitesetzten. Ich wusste, ich kannte sie, aber ich konnte mich nicht daran erinnern, wo ich sie kennen gelernt hatte. „Vielleicht versehe ich mich“ sagte ich mir; wenn aber ich sie besser beobachtete, wurde ich sicher, dass ich sie irgendwo gesehen hatte. Ich suchte in meine Erinnerungen, und endlich hatte ich es!: „Sie sind die Prostituierten, die im Chor der Kirche in Castelvolturno sangen, als die Ehe eines Paars Nigerianer zelebriert wurde“. Vor einem Jahr, als ich nach Castelvolturno Gianluca besuchen gegangen war, war es mir tatsächlich passiert, an der Messe zu jener Ehe teilzunehmen. „Sieh, Vati – hatte mir Gianluca gesagt – jene Frauen, die im Chor singen, sind drei Prostituierte“. „Wirklich? – antwortete ich – Gibt es nicht jemanden anders, singen zu lassen?“ „Nein – sagte Gianluca – Die meisten Einwohner hier sind Nigerianer oder Ghanaer, und unter ihnen sind viele Prostituierte und Dealer. Diese Berufe sind unter denen, die du heute in der Kirche siehst, gut vertretet“. Ich war noch in meinen Erinnerungen verloren, als die Eingangstür des Himmelreichs machte sich auf; ein Engel war da und sagte den drei Frauen: „Treten Sie herein, bitte!“ „Ich bin eigentlich erst angekommen“ sagte der Theologe, mit dem ich sprach. „Machen Sie keine Sorgen – antwortete der Engel – wir werden auch Sie rufen“. Der Bischof und der Theologe schauten einander unschlüssig, und wir drei setzten damit fort zu plaudern. Später machte sich die Tür neulich auf und der Engel rief mich, und ich trat hinein. Als ich eingetreten war, konnte ich nicht anders als bemerken: „Ich gratuliere mich! Ein Ort endlich, wo man den Frauen den Vorrang gibt!“ „Das ist keine Ritterlichkeit – antwortete der Engel – Die Frauen traten zuerst wegen ihres Verdiensts herein“. „Wirklich – sagte ich – und was für ein Verdienst haben sie?“ „Zwei – fügte der Engel hinzu – Zunächst einmal sind sie bewusst, dass sie von der Barmherzigkeit Gottes und nicht wegen ihres Verdienst empfangen worden sind. Dann, da sie haben solches Leben gelebt, sind sie immer mit der Sünde der anderen gütig gewesen“. „Ich habe verstanden – sagte ich – und ich bedanke mich, da Sie auch mich empfangen haben“. Am Morgengebet erzählte ich den ganzen Traum, wie er gewesen war.

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