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VI Woche der Osterzeit – Donnerstag

Die Tätigkeit des Apostels 

Hierauf verließ Paulus Athen und ging nach Korinth. Dort traf er einen aus Pontus stammenden Juden namens Aquila, der vor kurzem aus Italien gekommen war, und dessen Frau Priszilla. Klaudius hatte nämlich angeordnet, dass alle Juden Rom verlassen müssten. Diesen beiden schloss er sich an, und da sie das gleiche Handwerk betrieben, blieb er bei ihnen und arbeitete dort. Sie waren Zeltmacher von Beruf. An jedem Sabbat lehrte er in der Synagoge und suchte Juden und Griechen zu überzeugen. Apg 18,1-4

Nachdem wir in der Lesung von gestern das Gespräch von Paulus im Areopag von Athen zugehört haben, von dem man nicht weiß, ob die theologische und philosophische Tiefe oder die rhetorische Fähigkeit mehr zu bewundern, finde wir Paulus heute in Korinth, wo er als Vorhanghersteller arbeitet, um das tägliche Brot zu verdienen. Als ich begonnen habe, mich der Heiligen Schrift zu nähern, erstaunte mich diese Arbeit ein wenig: Ich erwartete von ihm einen intellektuellen Beruf, wo er die Bildung und die Talente, die die Natur und der Herr ihm gegeben hatten, nutzbringend anwenden konnte. Im Laufe der Zeit habe ich dann die Gründe zu dieser Tätigkeit verstanden, indem ich die Person von Paulus vertieft habe. Die echte Arbeit von Paulus, seitdem er sich voll im Dienst des Verkündens des Evangeliums gestellt hat, ist immer der Völkerapostel gewesen, und dazu hat er immer seinen ganzen Eifer, seine Wissenschaft und seine Lehre angewendet.

Dieser Auftrag hat ihn stetig reisen, ziehen und christliche Gemeinschaften gründen gelassen, die ihn auch ernähren können hätten, aber er hat immer behauptet, dass es ihm immer ein Vorzug gewesen ist, allein für sich zu besorgen. Um seine Arbeit mit seinen apostolischen Reisen zu vereinbaren, und auch um frei das Evangelium zu verkünden, hätte er trotzdem nur eine Tätigkeit wie den Vorhanghersteller ausüben können, die ihn nicht einem Ort, und auch nicht der politischen Macht band, die oft einen Vertreter der Kultur abhängig machen. Das sind gründliche Lebensentscheidungen für den Christen jeder Zeit. Aus manchem Gesichtspunkt ist es gut, am höchsten den soziale Stufenleiter und die berufliche Karriere zu steigen, denn es ist möglich von einer höheren Stelle, christlich in einem breiteren Feld zu wirken, wie Monsignore Morini, Rektor des Priesterseminars in Fiesole, uns lehrte, als wir noch Gelobte waren. Trotzdem muss die soziale und berufliche Karriere eine bestimmte Grenze haben: die Grenze zwischen Freiheit und Kompromiss. Der Christ muss bei seiner Tätigkeit sich unbedingt frei halten: Wenn er nur einmal nachgibt, ist das das Ende, denn er verkauft dann seine Freiheit von Kompromiss zu Kompromiss und er ist nicht mehr ein Zeuge des Evangeliums. Einen Tag, sagte der Präsident einer Gesellschaft, für die ich arbeitete, zu mir: „Sie könnten eine gute Karriere machen, aber leider gibt es Sachen, wonach man nicht Sie fragen kann“. „Danke – antwortete ich – fragen Sie mich nicht danach“. Wenn aber er eine freie und aufrichtige Meinung brauchte, wendete er sich immer zu mir.

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