DEFS136

I Sonntag im Jahreskreis –  Taufe des Herrn

Lass uns jeden Tag unser Leben neu strukturieren

Lobe den Herrn, meine Seele! / Herr, mein Gott, wie groß bist du! / Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet. / Du hüllst dich in Licht wie in ein Kleid, / du spannst den Himmel aus wie ein Zelt. / Du verankerst die Balken deiner Wohnung im Wasser. / Du nimmst dir die Wolken zum Wagen, / du fährst einher auf den Flügeln des Sturmes. / Du machst dir die Winde zu Boten / und lodernde Feuer zu deinen Dienern. / Du hast die Erde auf Pfeiler gegründet; / in alle Ewigkeit wird sie nicht wanken. / Einst hat die Urflut sie bedeckt wie ein Kleid, / die Wasser standen über den Bergen. / Sie wichen vor deinem Drohen zurück, / sie flohen vor der Stimme deines Donners. / Da erhoben sich Berge und senkten sich Täler / an den Ort, den du für sie bestimmt hast. / Du hast den Wassern eine Grenze gesetzt, / die dürfen sie nicht überschreiten; / nie wieder sollen sie die Erde bedecken. / Du lässt die Quellen hervorsprudeln in den Tälern, / sie eilen zwischen den Bergen dahin. / Allen Tieren des Feldes spenden sie Trank, / die Wildesel stillen ihren Durst daraus. / An den Ufern wohnen die Vögel des Himmels, / aus den Zweigen erklingt ihr Gesang. / Du tränkst die Berge aus deinen Kammern, / aus deinen Wolken wird die Erde satt. / Du lässt Gras wachsen für das Vieh, / auch Pflanzen für den Menschen, die er anbaut, damit er Brot gewinnt von der Erde / und Wein, der das Herz des Menschen erfreut, damit sein Gesicht von Öl erglänzt / und Brot das Menschenherz stärkt. / Die Bäume des Herrn trinken sich satt, / die Zedern des Libanon, die er gepflanzt hat. / In ihnen bauen die Vögel ihr Nest, / auf den Zypressen nistet der Storch. / Die hohen Berge gehören dem Steinbock, / dem Klippdachs bieten die Felsen Zuflucht. / Du hast den Mond gemacht als Maß für die Zeiten, / die Sonne weiß, wann sie untergeht. / Du sendest Finsternis und es wird Nacht, / dann regen sich alle Tiere des Waldes. / Die jungen Löwen brüllen nach Beute, / sie verlangen von Gott ihre Nahrung. / Strahlt die Sonne dann auf, so schleichen sie heim / und lagern sich in ihren Verstecken. / Nun geht der Mensch hinaus an sein Tagwerk, / an seine Arbeit bis zum Abend.  Ps 104

„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht“ (Gen 1, 1-3). Diese ersten drei Verse der Genesis, mit denen die Heilige Schrift anfängt, beschreiben den Anfang der Weltschöpfung. Der Psalm von heute ist das poetische und ästhetische Wachrufen jenes prächtigen Ereignisses, das in grauer Vorzeit sich verliert. Am Anfang war Chaos, Finsternis und Abgrund. Alles, was vom Gottes Hand herausgekommen ist, scheint so, wie es im raum formlos gestapelt worden ist, wie ich auch tat, wenn ich irgendwohin auf die Welt eine Anlage bauen ging: Die Materialen wurden einerseits gestapelt und dann, nach und nach, wurden sie wieder herausgezogen, um sie im Bestimmungsort aufzustellen. Am Ende, als die Anlage in Betrieb gesetzt wurde und der Schornstein anfing zu rauchen, hatte jedes Material, vom köstlichsten bis zum einfachsten, seinen Platz, seinen Zweck und seine Nützlichkeit gefunden.

Dieser Psalm ruft jene erste Neuordnung der Schöpfung wach, und er soll jeden Morgen bei Sonnenaufgang gelesen werden. Jeden neuen Tag bringt der Herr ans Licht die Wunder der Schöpfung, die während der Nacht im Dunkel versteckt waren. So wird der schaffende Akt erneut, in dem der Auftrag der Mensch sich wunderbar einfügt: „Nun geht der Mensch hinaus an sein Tagwerk, an seine Arbeit bis zum Abend“. Indem man zu ihrem eigenen Platz alle Sachen, die die Sonne wachruft und erneut, neuordnet, fühlt man auch das Bedürfnis einer kompletten Neuordnung des Lebens des Menschen: im Gedanken, in den Gefühlen, in den Täten, in den Worten und in den persönlichen Verhältnissen.

Gib uns, Gott, jeden Morgen unseres Lebens deinen Geist, der auf unserem aufgeregten Wasser und auf unserem wirren Gedanken schwebt, um uns selbst und die Welt um uns zu erneuern.

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