11 Juli, Benedikt von Nursia
Die Worte Jesu vom Kreuz
Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. Danach, als Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er, damit sich die Schrift erfüllte: Mich dürstet. Ein Gefäß mit Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm mit Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund. Joh 19,27-29
Jesus von Nazaret ist gekreuzigt worden und in seinem Todeskampf vertraut er den Menschen wenige Botschaften mit einer endlosen geistlichen Intensität an. Sie sind acht kurze Sätze und jeder braucht, dass man ihn lange zuhört und über ihn aufmerksam nachdenkt. Vier Sätze darunter sind dem Vater gerichtet: „Vater, vergib diesen Menschen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23, 34); „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk 15, 34); „Vater, ich lege meinen Geist in deine Hände!“ (Lk 23, 46); „Es ist vollbracht!“ (Joh 19, 30). Ein Satz wird persönlich dem guten Verbrecher gerichtet: „Ich versichere dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk 23, 43). Ein anderer wird zu Maria gerichtet: „Frau, das ist jetzt dein Sohn!“ (Joh 19, 26). Danach sagt er dem Jünger Johannes, wie im Text von heute geschrieben: „Sieh, deine Mutter!“. Endlich sagt er jedem Menschen: „Mich dürstet“.
Was bedeuten uns heute diese Worte Jesu? Sein Durst ist Durst nach Liebe von den Menschen: Im Moment des Opfers am Kreuz „für uns“, fragt Jesus, „von uns“ erwidert zu werden. Vor dieser an allen Menschen gerichteten Bitte, zeigt er Maria seinen neuen Sohn, den Jünger Johannes, und mit ihm uns auch, die wir an gestorbenen und auferstandenen Jesus glauben: „Frau, das ist jetzt dein Sohn!“ (Joh 19, 26). In jenem Moment wird sie die Mutter von Johannes, jedes Christen und der Kirche: „Sieh, deine Mutter!“. Wie müssen uns als so sehr gesegnet anerkennen, dass wir Kinder der Frau, die den Heiland gezeugt hat, und Teil der am Fuße des Kreuzes geborenen Kirche geworden sind. Wegen dieser Überzeugungen haben wir in die schönste Winkel des Hauses heilige Bilder, die an dieses Mysterium erinnern, gestellt. Und wir wollten, dass sie Tag und Nacht erleuchtet werden, damit die Idee dieser Zugehörigkeit nie ausklingt.