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II Woche der Osterzeit – Dienstag

Meritokratie und Aufteilung

Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam. Mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung Jesu, des Herrn, und reiche Gnade ruhte auf ihnen allen. Es gab auch keinen unter ihnen, der Not litt. Denn alle, die Grundstücke oder Häuser besaßen, verkauften ihren Besitz, brachten den Erlös und legten ihn den Aposteln zu Füßen. Jedem wurde davon so viel zugeteilt, wie er nötig hatte. Apg 4,32-35

Auch diese Seite aus der Apostelgeschichte ist Wort Gottes wie die Anderen und, wenn auch man sie durch Selbstentschuldigungen jeder Art – historische, gegensätzliche und epochale Veränderungen – verharmlosen will, bleibt sie immer sehr schwer, herunterzuschlucken. Die Aufteilung der Gute ist ein Lebensvorschlag, den man in einer Diözese oder in der Gemeinde anwenden kann; vielleicht kann er in einem familiären und gemeinschaftlichen Umfeld anwenden, aber nicht immer. Das erste Hindernis ist unsere meritokratische Mentalität, d.h., das Verteilungskriterium des Reichtums berücksichtigt das Verdienst sehr und weniger die Bedürfnisse. Auch die sogenannten Sozialmaßnahmen, die geplant werden, damit die wirtschaftliche Verschiedenheiten zwischen Leuten und Kategorien wieder ausgeglichen werden, werden einfacher bei der zivilen Gesellschaft, wo sie institutionalisiert sind, als bei der kirchlichen Umfelder. Ich habe nur zwei Gemeinden, eine in Florida, die andere in Mailand, die Gemeinde „Sant’Eustorgio“, wo ich das Prinzip der Zehnten anwenden gesehen habe. Dort gab einige bestimmte Gläubige der Gemeinde einen Teil ihrer Einnahmen, und die Gemeinde kam damit für ihre eigenen Bedürfnisse und die ärmsten Leute und Familien auf.

Auch in der Gemeinde von Castiglioncello sehen wir während unserem Urlaub eine stetige Aktivität zugunsten der Armen. Alle, alte und junge Leute, sind dazu beschäftigt, Gelder in der verschiedensten und fantasievollsten Arten, vom Schauspielen bis zum Meeresmahlen und künstlerischen Stickereien, zu sammeln. Wenn wir tatsächlich daran nachdenken, was bedeutet es, an die Eucharistie teilzunehmen, wo der Herr sich allen gibt, und dann nach Hause mit vollem Desinteresse für die Bedürfnisse der Anderen zurückzukehren? Und was bedeutet es, die Früchte unserer Arbeit als unsere eigenen zu betrachten, denn sie sind das Ergebnis von Geschenken wie der Intelligenz, der Gesundheit, dem Willen, der Vererbung und der Familie, wobei wir geboren wurden, die wir nicht uns selbst gegeben haben, aber die wir mit unserer Geburt bekommen haben? Sie sind Argumente, woran wir sehr nachdenken müssen, und vielleicht werden wir endlich den echten Sinn des Eigentums entdecken, wie es Gabriele D’Annunzio geschah. Man erzählt tatsächlich, dass Gabriele D’Annunzio auf dem Sterbebett nach einem Leben voller Widersprüche und Extreme denen, die bei ihm waren, anvertraut hätte: „Ich werde jetzt bewusst, dass ich besitze nur das, was ich geschenkt habe“.

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