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IV Woche der Osterzeit – Donnerstag

Die Überheblichkeit

Amen*, ich versichere euch: Ein Diener ist nicht größer als sein Herr und ein Bote nicht größer als sein Auftraggeber. Das wisst ihr jetzt; freuen dürft ihr euch, wenn ihr auch danach handelt! Ich meine nicht euch alle. Ich weiß, wen ich erwählt habe; aber was die Heiligen Schriften* vorausgesagt haben, muss eintreffen: ‚Einer, der mein Brot isst, tritt nach mir.‘ Ich sage euch dies jetzt, bevor es eintrifft, damit ihr nicht an mir irrewerdet, wenn es dann so kommt, sondern im Glauben daran festhaltet: Ich bin der, an dem sich alles entscheidet. Amen, ich versichere euch: Wer einen Menschen aufnimmt, den ich gesandt habe, nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.« Joh 13,16-20

Das Evangelium von heute erlaubt uns, ein wenig über die Gefahr der Überheblichkeit zu reden. Wenn Jesus sagt: „Ein Diener ist nicht größer als sein Herr und ein Bote nicht größer als sein Auftraggeber“ und „Einer, der mein Brot isst, tritt nach mir“, bezieht er sich klar auf Judas, der unter den Zwölfen zusammen mit Matthäus am gelehrtesten war, so dass er damit beauftragt war, die Kasse für alle zu halten. Dieses Vorrecht hatte ihm vielleicht den Kopf verdrehen lassen, bis er dachte, dass die Ideen des Meisters über das Heil Israels weniger recht als Seine waren, die sich mehr nach der politischen als der geistlichen Befreiung richteten. Das ist die Sünde der Überheblichkeit, der ein Gefahr denen immer ist, die in einem Bereich sachkundiger als die anderen sind. Man erzählt, dass im alten Griechenland ein Flickschuster sich gehalten hatte, den großen Maler Apelles malen zu sehen, und dass er bemerkt hatte, dass die Bindung des Schuhes einer Figur, die er gemalt hatte, nicht richtig gemalt worden war. Nachdem der Flickschuster ihn darauf hinwies, dankte Apelles ihm und verbesserte den Fehler. Der Flickschuster wurde dann stolz, da er den großen Maler verbessert hatte, und wollte Kunstkritiker sein und sagte: „Auch die Miene könnte aber besser gemalt werden“. „Ach nein! – antwortete Apelles – Der Flickschuster soll nicht über den Schuh schauen!“. Dieses Märchen warnt uns vor die Gefahr, stolz und überheblich außer dem Bereich unseres Sachverstands zu werden. Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass die wahren Kenntnisse immer zusammen mit Demut und Verfügbarkeit, etwas von den anderen weiter zu lernen, gehen. Alles geht um das psychische Gleichgewicht der Person: Das Selbstbewusstsein ist ein Wert, die Überheblichkeit und der Mangel an Bewusstsein sind zwei gegensätzliche Fehler. Der Glaube ist ein gutes Mittel, um ein gesundes Gleichgewicht zwischen den zwei Fehler zu finden. Aus ihm stammt das Bewusstsein, dass alles, auch unsere natürlichen oder bekommenen Fähigkeiten, eine Gabe ist. Und die christliche Weise, eine Gabe zu handeln, ist, sie denen zur Verfügung stellen, die sie brauchen, denn die Gaben, die später zu Sachverstand werden, werden uns gegeben (so Paulus), „damit sie anderen nützt“ (1Kor 12, 7).

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