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XXVII Woche im Jahreskreis – Mittwoch
           

Warum wir beten

Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, / dein Name werde geheiligt. / Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Sünden; / denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. / Und führe uns nicht in Versuchung. Lk 11,1-4

Einen Tag vor einigen Jahren fragte uns ein Ehepaar am Ende unseres öffentlichen Zeugnisses vom Familiengebet: „Auch wir möchten anfangen, am Morgen während des Frühstücks zu beten, aber wie ist es möglich, unsere älteren Kinder dazu zu überzeugen, uns zu folgen, wenn wir bis heute nie zusammen gebetet haben? Was sagen wir ihnen?“ „Nichts besonderes – antworteten wir – Ihr könnt erst sagen, dass der Wunsch in euch entstanden ist, zu anfangen, zusammen zu beten, und dass ihr euch sehr daran erfreuen würdet, wenn sie auch daran teilnehmen würden. Vielleicht werden sie das nicht sofort tun, aber, wenn ihr Beten Früchte bringt, werden sie auch daran teilnehmen“.

Das ist die Strategie Jesu, um bei den Jüngern den Wunsch zu beten zu erregen. Er hat nie die Menschen, die er gewählt hatte, nach einer Liebeserklärung oder nach einer Gebetsgemeinsamkeit gefragt; er hat sie erst berufen, zusammen mit ihm zu bleiben, und hat geduldig erwartet, dass beide Bedürfnisse spontan entstanden. Das musste unbedingt vor der Evidenz der verändernden Macht des Betens über dem Leben geschehen. Wie es mit Mose passiert war, der abwärts mit strahlendem Gesicht hinunterging, nachdem er auf dem Berg gebetet hatte, kehrte auch Jesus verändert zu seinen Jüngern, nachdem er Stunden betende mit dem Vater verbracht hatte. Nach der Brotvermehrung ist er auf den Berg hinausgestiegen, um zu beten, wenn er sich beide von der Menge, die ihn zu König wollte, und den Aposteln unverstanden fühlte; er hat die ganze Nacht vor der Wahl der Zwölfen gebetet, wenn er brauchte zu unterscheiden, wen unter den Jüngern zu wählen; er hat die ganze Nacht betend im Garten Gethsemane verbracht, um den Glauben und die Kraft zu finden, den Willen des Vaters bis zum Ende zu erfüllen. Wenn Jesus vom Beten zurückkam, geschahen wunderbare Ereignisse immer: Er wählte sicher die zwölf Aposteln, er lief auf dem Wasser oder verwandelte sich wie beim Beten auf dem Berg Tabor, an dem auch Petrus, Jakob und Johannes teilnahmen. Vor diesen Wundern müssten die Jünger Jesus fragen, ihnen beten zu lehren, und dann entstand das wunderbare Gebet Vaterunser aus seinem Mund, mit dem wir alle jeden Morgen unseren Tag beginnen.

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